Für mehr als sechs Monate protestieren Tausende Menschen in Serbien. Sie sind außergewöhnlich kreativ bei der Gestaltung neuer Proteststrategien”, bewerten deutsche Medien.
Die Situation in Serbien verschlechtert sich weiter, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur KNA.
“Was zunächst als Protest gegen Korruption begann, wird immer mehr zu einer Prüfung für die Regierung”, so die Agentur.
In Serbien wenden sich Studenten immer mehr der zivilen Ungehorsam zu, während die Polizei mit einer Welle von Verhaftungen reagiert.
“Mit niedergelassenen Protesten, Müllcontainern und weiteren Barrikaden blockieren Demonstranten zeitweise den Verkehr in Belgrad, Novi Sad und anderen Städten”, berichtet die Agentur.
“Die Aktionen folgten den großen Demonstrationen am Samstag, bei denen mehr als 100.000 Menschen in der Hauptstadt nach vorgezogenen Parlamentswahlen riefen.”
“Die friedliche und innovative Methode, die Polizei vollständig überfordert”, schreibt die Berliner Zeitung Tagesspiegel.
“In Belgrad ist es unmöglich, etwas für einen ganzen Tag zu planen”, schreibt die Zeitung.
“Wo immer man hingeht, findet man Barrikaden, die von Demonstranten aufgebaut wurden. Und die Menschen stehen den Spezialeinheiten der Polizei mit voller Ausrüstung und maskierten Gesichtern gegenüber.”
“Der öffentliche Verkehr wird oft unterbrochen. Nur an diesem Dienstag wurden in Belgrad etwa 30 Linien eingestellt. Jeden Tag werden Dutzende ‘Terroristen’ – das sind Demonstranten, die friedlich in den Straßen protestieren – verhaftet.”
Die zivilen Ungehorsamsaktionen, die von Studenten initiiert wurden und seit mehr als sechs Monaten in ganz dem Land andauern, sind in eine neue Phase eingetreten – den zivilen Ungehorsam.
Die deutsche Zeitung bewertet, dass der Wendepunkt nach den Protesten am 28. Juni und den Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten kam.
“Am 29. Juni, nach einem stürmischen Abend, blieben die Dinge zunächst ruhig. Die Autokrat Vučić erklärte den Sieg, und die Studenten zählten die Opfer und die Verhafteten.”
“Aber dann in der Nacht, innerhalb von einer Stunde, wurde ganz Belgrad blockiert, was die Kreuzungen und Brücken über dem Sava-Fluss betraf. Diese Blockaden dauern an.”
“Die Methode ist friedlich und innovativ und überfordert die vollständig überforderte Polizei”, schreibt die Zeitung.
“Gruppen von Bürgern blockieren Straßen und errichten Barrikaden in ihren Vierteln. Wenn die Polizei eintrifft, gehorchen sie dem Befehl, sich zurückzuziehen, lassen den Polizei die Barrikaden räumen und warten, bis sie weg sind.”
“Als dies geschieht, beginnt alles von vorne. Die Polizei ist vollkommen überfordert. Während sie eine Welle der Verwirrung auslöst. Die Polizisten in Helmen und Ausrüstung sind nicht nur überfordert, sondern auch von dieser Spielart der Machtlosigkeit entwürdigt.”
Tagesspiegel schließt: “Die Autokratie wackelt. Ein 20-jähriger Student sagte: ‘Es gibt nichts gefährlicher für einen autoritären Regime als wenn die Bürger nicht mehr Angst haben und die Autokraten sich lächerlich machen.’
