Fünf Jahre nachdem Schweizer Großunternehmen gezwungen wurden, ihre Löhne aus geschlechtlicher Perspektive zu analysieren, gelten die Ergebnisse als mangelhaft. Dies wurde am vergangenen Montag in Bern durch einen symbolischen Akt des Bündnisses gegen Lohndiskriminierung demonstriert, bei dem vor dem Bahnhof ein großer symbolischer Kuchen platziert wurde. Doch die Stimmung war weit entfernt von Feierlichkeit.
Zehn Frauen sprachen öffentlich und beschwerten sich über die anhaltenden Lohnungleichheiten, wie die neuesten Zahlen der Eidgenössischen Statistikamt zeigen. Männer verdienen durchschnittlich 16% mehr als Frauen, und der Anteil unerklärlicher Lohnunterschiede ist in den letzten Jahren gestiegen. In 48% der Fälle können diese Differenzen nicht durch Erfahrung, Ausbildung oder Art der Arbeit erklärt werden, wie die Website albinfo.ch berichtet.
Ein weiterer besorgniserregender Befund ist, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen, die diese Analysen durchführen müssen, ihre rechtlichen Verpflichtungen nicht erfüllen.
Aufforderung zum Überprüfen des Gleichstellungsgesetzes
Das Bündnis gegen Lohndiskriminierung, bestehend aus feministischen, gewerkschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, fordert eine Überprüfung des Gleichstellungsgesetzes. Um ihre Forderungen zu unterstreichen, enthielt jeder Teil des symbolischen Kuchens einen konkreten Vorschlag für eine Änderung des Gesetzes.
Nach Ansicht von Valérie Borioli Sandoz, die für die Gleichstellungspolitik bei der Gewerkschaft Travail Suisse verantwortlich ist, sollten alle Unternehmen, ohne Ausnahme, alle vier Jahre ihre Löhne analysieren müssen. Sie betont, dass eine solche Häufigkeit erforderlich ist, da etwa 15% der Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber allein im Laufe eines Jahres wechseln.