Maturanten stehen heute vor einer der schwierigsten und herausforderndsten Momente ihres Lebens: dem Übergang von der Mittelschule zur Hochschule, begleitet von großen Erwartungen, ungewöhnlichem Druck und einer unendlichen Vielzahl von Entscheidungen, die oft unüberschaubar und furchteinflößend erscheinen.
Dr. Miradije Statovci
Klinische Psychologin
Poliklinik „Galaxy“
Das Abschlusszeugnis der Mittelschule ist ein erreichtes Ziel. Doch unmittelbar danach beginnt eine der unsichersten Phasen, die ein junger Mensch erleben kann: die Entscheidung über die Zukunft. Universität, Studienfach, Standort, Leben außerhalb der Familie. Veränderung.
Während dieser Zeit beobachte ich eine starke Tendenz bei ihnen: die Sehnsucht nach Erfolg, die Sehnsucht nach Anerkennung, aber auch die Unsicherheit, die den großen sozialen und familiären Druck mit sich bringt. Diese Herausforderung ist nicht nur akademischer, sondern auch emotionaler Natur und beeinflusst ihre psychologische Gesundheit. Sie benötigen ständige Unterstützung und Verständnis.
Als Psychologin sehe ich jeden Tag Maturanten, die von dem Druck überwältigt sind:
• Der Druck, die „richtige“ Entscheidung zu treffen, als ob sie das Schicksal für den Rest ihres Lebens bestimmen würde.
• Der Druck des Vergleichs mit anderen: Wer wurde wo aufgenommen, wer hat es leichter, wer hat mehr Unterstützung.
• Der Druck von der Familie, der oft mit Liebe, aber nicht immer mit Verständnis einhergeht.
Während dieser Zeit ist Ihr Geist ein Gemisch von Emotionen – Entusiasmus, Angst, Neugier, Unsicherheit. Und ich möchte Ihnen mit aller Herzlichkeit sagen:
Basierend auf meiner Erfahrung als Psychologin möchte ich Maturanten und allen Beteiligten daran erinnern:
• Die Wahl des Studienfachs bestimmt nicht das Schicksal fürs Leben. Es ist ein wichtiger Schritt, aber das Leben ist voller Wendungen und Möglichkeiten für Wachstum und Veränderung.
• Der Druck, perfekt zu sein, ist der größte Feind. Wir müssen lernen, uns selbst Raum für Fehler und Lernen zu geben.
• Die emotionale Unterstützung von Familie und Gesellschaft ist entscheidend. Maturanten benötigen, dass sie gehört, verstanden und nicht beurteilt werden.
• Selbstbewusstsein und Selbstkenntnis sind der Schlüssel. Je besser sie sich selbst kennen, desto klarer werden ihre Entscheidungen.
Während dieser Reise ermutige ich die jungen Menschen, auf sich selbst zu vertrauen, mutig zu sein und nicht aufzugeben, wenn sie ihre Träume verfolgen. Oft sind Herausforderungen auch Möglichkeiten für persönliches Wachstum und emotionale Stärkung.
Dies ist völlig normal. Sie haben keinen Grund, sich zu schämen.
Die Universität ist keine Rennbahn. Es ist ein Weg.
Die Wahl des Studienfachs ist kein lebenslanger Verurteilung. Es ist eine Entscheidung, die sich ändern kann.
Die Zukunft ist keine gerade Linie. Es ist ein Weg mit Wendungen, Fehlern, Rückkehr und Wachstum.
Wie können Sie diese Phase bewältigen?
• Suchen Sie nicht nach perfekten Antworten. Suchen Sie nach einer besseren Selbstkenntnis.
• Sehen Sie sich selbst nicht durch die Entscheidung, die Sie treffen, sondern durch den Einsatz, den Sie für sie leisten.
• Nehmen Sie nicht die Meinungen anderer mehr ernst als Ihren eigenen inneren Stimmen. Diese Stimme weiß, was Sie wirklich wollen, auch wenn Angst Sie überwältigt.
Einige finden sich sofort. Andere machen Fehler. Andere ändern ihren Studienfach nach einem Jahr. Und all diese Geschichten sind normale Geschichten. Es gibt keine einzige richtige Weg zum Erfolg. Es gibt viele Wege, die zu Selbstrealisierung führen.
Also, Maturanten, haben Sie keine Angst vor der Entscheidung – nehmen Sie sie mit Selbstbewusstsein, mit Wunsch und mit Respekt für sich selbst. Denn am wichtigsten ist nicht, was Sie studieren, sondern wer Sie sind auf diesem Weg.
Wenn Sie sich unsicher, belastet oder überfordert fühlen – sprechen Sie mit jemandem. Mit einem Elternteil. Mit einem Psychologen. Mit einem ehrlichen Freund. Denn Sie sind nicht allein auf diesem Weg. /Telegrafi/
