Der Filmfestival “Kino Kosova” erreicht seinen dritten Tag, der mit einer Vielzahl von Filmprojektionen, Debatten und Musik gefüllt ist. Das alles lässt den Eindruck eines konsolidierten kulturellen Ereignisses entstehen, das die Standards eines ernsthaften Filmfestivals erfüllt. Die Organisatoren verdienen Dank für ihre Arbeit.
Ein Debattenausschuss mit dem Titel “Die Unwilligkeit der Zuschauer…” fand am Nachmittag statt, bei dem die Teilnehmer die kulturellen Lücken auf dem Bildschirm diskutierten. Der Ausschuss analysierte, wie die Verteilung, die Sprache und sogar die Standortwahl bestimmen, wer welche Geschichten sehen kann und was die Festivals tun können, um die Kinematografie umfassender und demokratischer zu machen, wie albinfo.ch schreibt.
Ein weiterer Film, der am Nachmittag gezeigt wurde, war der künstlerische Langfilm “Unwanted” (I padëshiruar) des albanischen Regisseurs Edon Rizvanolli aus den Niederlanden. Im Jahr 1998 realisierte er seinen ersten Kurzfilm, Blownaway, gefolgt von dem preisgekrönten Dokumentarfilm Shuffle – Politics, Bullshit and Rock ‘n’ Roll über die alternative Musikszene in Pristina. Seit 2007 lebt er in Amsterdam und arbeitet als Schauspieler, Regisseur und Filmeditor. “Unwanted” ist sein Debüt als Langfilmregisseur, mit der Welturaufführung in Karlovy Vary.
Der Film handelt von Alban, einem jungen Mann, der in Amsterdam mit seiner Mutter Zana lebt. Sie floh aus Kosovo während des Balkankriegs. Als Alban mit seiner sensiblen Freundin anfängt, zu gehen, ist keiner von ihnen sicher, dass die alten Wunden und Schatten der Vergangenheit nicht wieder auftauchen werden.
Ein weiterer Film, der am Abend gezeigt wurde, war “She Asked Me Where I Was From” (Ajo më pyeti nga isha) der Regisseurin Aulona Fetahaj. Ein persönlicher Film über das Leben von (Kinder) Flüchtlingen in einer digitalen Ära.
Aulona Fetahaj studierte den Film an der Universität Sint-Lukas in Brüssel. Sie sucht nach einer kinematografischen Sprache für die Heimat und den Umzug, indem sie den Rolle der Erinnerungen in der Wiederherstellung der Identitäten erforscht.
“Unsere Name ist Ausländer” (Emri ynë është i huaj) war der nächste Film, der gezeigt wurde, von der jungen Regisseurin Seline Besill aus der Schweiz mit kurdischen Wurzeln aus der Türkei. Hêlîn, Selin, Firat und Serhat sind Brüder und Schwestern, die in einem Dorf in der Zentralschweiz aufgewachsen sind. Durch erstehand-Erlebnisse erinnern sie sich an ihre Kindheit in der Schweiz, die von negativen Erfahrungen geprägt ist, die sie mit Vorurteilen gegen sie selbst, als Ausländer, erlebt haben.
“Dandelion” (Luleradhiqe) ist ein Film der Regisseurin Fiona Obertinca, die sich mit der Thematik der Geschlechteridentitäten beschäftigt.
In Los Angeles in den 1970er Jahren, die rebellische queer-Adoleszin Margaret wird erneut von einer Pflegefamilie abgelehnt und findet sich in der Gesellschaft einer mysteriösen Sozialarbeiterin wieder, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihr vor dem Morgen eine neue Heimat zu finden.
Fiona selbst ist eine Flüchtlingin aus Kosovo und Tochter einer Witwe mit vier Kindern. Sie erzählt die Geschichte von komplexen, resistenten Frauen mit Herz und Humor. Ihr Kurzfilm SHPËTIMI gewann einen Preis beim Festival Pixel. Dandelion gewann Preise in Brooklyn und Palm Springs, unter anderem. Sie hat an der American Film Institute Conservatory studiert und unterrichtet Drehbuch an der Northwestern University.
Am Abend wurde der künstlerische Langfilm “Gülizar” gezeigt, der erste Koproduktionsfilm zwischen Kosovo und der Türkei.
Heute setzt sich das Programm mit Filmvorführungen, Debatten und einem Abschlusskonzert der erfolgreichen Kosovaren-Sängerin Agona Shporta fort.
Die Plattform albinfo.ch ist Medienpartner des Filmfestivals “Kino Kosova”.