Imaginieren Sie ein Szenario, in dem zwei der größten Automobilhersteller Deutschlands, BMW und Mercedes-Benz, in einem entscheidenden Bereich zusammenarbeiten könnten: in der Entwicklung von Vierzylinder-Motoren.
Laut neuesten Berichten könnte dies bald Realität werden. Mercedes-Benz und BMW sind in Gesprächen, um einen möglichen Kauf von Vierzylinder-Motoren ab 2027 zu vereinbaren. Dabei handelt es sich um den Turbo-Motor 2.0 Liter B48, der von BMW entwickelt wurde und in fast allen Modellen der Marke verwendet wird, von der Serie 1 bis zur Serie 7 in bestimmten Konfigurationen.
Dieser Motor wird in Steyr, Österreich, produziert, einer wichtigen Produktionsstätte von BMW, und ist aufgrund seiner Flexibilität ideal für die Modelle von Mercedes im kompakt- und mittelklasse-Segment geeignet.
Warum also nicht die eigenen Vierzylinder-Motoren von Mercedes-Benz? Nur kürzlich hat Mercedes einen neuen Vierzylinder-Motor vorgestellt, den M252, der bereits im CLA-Modell mit einem mild-hybrid-System verwendet wird. Allerdings berichten Quellen innerhalb der Industrie, dass dieser Motor nicht für die Technologie Plug-in-Hybrid (PHEV) geeignet ist, die Mercedes in den kommenden Jahren breit einsetzen möchte.
Eine weitere Hürde ist der Produktionsort: Der M252 wird in China produziert, was für die Modelle, die für den amerikanischen Markt bestimmt sind, hohe Zölle nach sich ziehen würde. Hier könnte das mögliche Partnerverhältnis zwischen Mercedes und BMW eine Lösung bieten.
Laut Autocar könnte die Vereinbarung auch den Bau einer gemeinsamen Fabrik in den USA umfassen, um so die Zölle zu umgehen und einen stabilen Lieferketten zu sichern.
Dieser Schritt kommt in einem Moment, in dem Mercedes seine globale Strategie überdenkt. Im Jahr 2021 hatte die Firma angekündigt, ab 2030 nur noch elektrische Fahrzeuge zu produzieren, aber im Jahr 2024 hatte sie diese Ziele zurückgenommen und angekündigt, dass sie “tief in den 2030er Jahren” noch Verbrennungsmotoren anbieten werde.
Hintergrund ist die Verlangsamung der Nachfrage nach elektrischen Fahrzeugen in den wichtigsten Märkten wie Europa, den USA und China. Dies zwingt Mercedes, weiterhin in Hybrid-Technologien zu investieren und Partner zu suchen, um Kosten zu senken.
BMW hingegen hat eine lange Erfahrung als Motorenlieferant für andere Marken. Aktuell liefert sie Motoren für Morgan, Ineos Grenadier, Range Rover und ist Hauptpartner im Toyota-Supra-Projekt, für das sie nicht nur den Motor, sondern auch andere Komponenten und die Produktionslinie teilt.
Wenn die Vereinbarung zwischen Mercedes und BMW zustande kommt, wäre dies die erste Zeit, in der die beiden Hauptkonkurrenten im deutschen Luxus-Segment auf einer so großen Ebene zusammenarbeiten, indem sie einen so wichtigen Bestandteil wie den Motor teilen.
Bislang ist nichts offiziell bestätigt. BMW hat abgelehnt, sich zu äußern, und Mercedes hat noch keine Antwort gegeben. Wenn jedoch die Gerüchte wahr werden, wäre dies ein der größten Schritte in der Geschichte des deutschen Automobilismus, in dem die Rivalen seit Jahrzehnten gemeinsam einen Motor unter einem Dach teilen würden.
Mercedes könnte den Motor von BMW in den Modellen A-Class, CLA, GLA, B-Class, C-Class und GLC einsetzen.