Die Mängel im Wohnungsmarkt der Schweiz werden immer akuter. Dennoch nehmen viele Bewohner, insbesondere ältere Menschen, mehr Platz ein als notwendig. Wenn die Bevölkerung mobiler wäre, könnte der Rückgang der üblichen Wohnungsgrößen einige Druck auf den Wohnungsmarkt erleichtern – zumindest theoretisch.
Die Diskrepanz zwischen Wohnbedarf und -angebot wird hervorgehoben. Zwischen den unter 44-Jährigen haben Familien durchschnittlich 0,9 Zimmer mehr als notwendig. Dies steigt kontinuierlich mit dem Alter: 1,5 für die 45- bis 64-Jährigen, 2,1 für die 65- bis 79-Jährigen und 2,2 für die über 80-Jährigen, wie albinfo.ch berichtet.
Der Modell spiegelt den bekannten Bogen der häuslichen Lebensweise wider. Nachdem die Kinder das Elternhaus verlassen, finden viele sich in Wohnungen wieder, die viel zu groß sind. Ein neuer Studienbericht der Universität der angewandten Wissenschaften Zürich (ZHAW), in Zusammenarbeit mit der Bundesamt für Statistik und den Industrieverbänden, zeigt, dass die Eigentümer von Wohnungen im Alter von 45 bis 79 Jahren oft wünschen, die Größe zu reduzieren. Die Motivationen umfassen die Pensionierung, den Auszug der erwachsenen Kinder oder die Wunsch nach einer kostengünstigen Renovierung. Viele zitieren auch eine Vorliebe für einen ruhigeren Umfeld, bessere Verkehrsanbindung oder niedrigere Mietkosten.
Trotzdem passt die Angebotsmenge nicht zum Bedarf. Angemessene und preiswerte Alternativen sind rar. „Der Hauptgrund ist die Mangel an passenden Wohnmöglichkeiten“, sagt Jan Hohgardt, Co-Autor des Studienberichts. Jenseits der externen Grenzen haben viele in diesem Altersgruppe ihre Entwicklungsnöte nicht vollständig berücksichtigt. Der Rückgang, so schlägt er vor, ist oft weniger ein Entscheid als ein schrittweiser Realisierungsprozess. „Die Menschen entdecken, dass sie mehr Freiheit haben, als sie gedacht haben – aber der System ist nicht darauf ausgelegt, sie dabei zu unterstützen.“
Eine größere Mobilität der Bevölkerung könnte den Druck auf den städtischen Wohnungsmarkt erleichtern. Dies würde jedoch mehr als nur eine Veränderung des Mentalitäts bedeuten. Es würde eine Neuorientierung der Wohnungs- und Entwicklungspolitik und Prioritäten erfordern: Zentral gelegene Einheiten, gut vernetzte Einheiten und kleinere, auf die Bedürfnisse der älteren Bewohner zugeschnittene Einheiten. „Es gibt Potenzial, diejenigen zu erreichen, die sich in einer vorzeitigen Pensionierung befinden – indem man die Vorteile einer unabhängigen und reduzierten Lebensweise betont“, sagt Hohgardt.
Der Sektor der unveräußerlichen Vermögenswerte hat noch nicht erreicht. Die kulturellen Botschaften, so bemerkt er, entwickeln sich, mit mehr Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse und Wünsche dieser Demografie. Im Gegensatz dazu war der Wohnungsmarkt langsamer auf die Veränderungen zu reagieren. Dies, so argumentiert er, muss sich ändern – sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Auch die kommunalen Behörden stehen vor einem Gleichgewichtsakt. Sie wollen die langfristigen Mieter halten, während sie auch Platz für die zukünftigen Familien lassen.
Bisher bleiben viele Schlafzimmer leer. Doch mit den notwendigen Anreizen könnten sie Teil der Lösung für die Wohnungsnot in der Schweiz werden.