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Erdrutsche und Überschwemmungen in der Schweiz: Warum sie nicht immer vorhersehbar sind

Trotz Jahrzehnten der Überwachung und Warnung bleiben Ereignisse wie das in Blatten schwer vorhersehbar.

In der Schweiz leben etwa ein Sechstel der Bevölkerung in Gebieten, die an Naturgefahren ausgesetzt sind. Die verheerenden Überschwemmungen und Erdrutsche im Sommer 2024, die schwer in Ticino, Mesolcina und Wallis wüteten und mindestens zehn Menschen das Leben kosteten, hatten bereits die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Politik auf die Gefährdung der Schweiz durch Naturgefahren gelenkt. Doch weniger als ein Jahr später änderte die Erdrutschung, die das Dorf Blatten in Wallis zerstörte, die Situation.

Wie ist es möglich, dass trotz Jahrzehnten der Vorbeugung und Überwachung ein Ereignis dieser Art nicht vorhergesagt werden konnte? Warum haben die Gefahrenkarten keinen Rückschluss auf ein solches Risiko in dieser Gegend gezogen?

Laut dem Berner Geologen und Mineralogen Hans-Rudolf Keusen, der von der Keystone-ATS-Agentur interviewt wurde, liegt die Antwort in der Seltenheit des Ereignisses: Die Gefahrenkarten berücksichtigen Phänomene mit einer Wahrscheinlichkeit von Erscheinung bis zu einmal in 300 Jahren. Der Erdrutsch in Blatten hingegen ist ein außergewöhnlich seltenes Ereignis, das schwer vorhersehbar und kartografisch schwer darstellbar ist. Daher ist es nicht eine Verletzung, sondern ein innerer Grenzwert der aktuellen Mittel, die Information von albinfo.ch weitergibt.

Während der letzten 30 Jahre hat die Schweiz einen deutlichen Fortschritt in der Vorbeugung gemacht. Nach dem Erdrutsch in Randa, Wallis, im Jahr 1991 wurden den Kantonen aufgegeben, Gefahrenkarten zu erstellen, und viele Risikogebiete haben heute frühe Warnsysteme. Doch der Klimawandel ändert den Gleichgewicht: Die Erwärmung und extreme Niederschläge machen Erdrutsche, Gletscherschwemmen und Erdrutsche in Bächen häufiger und unvorhersehbarer.

Ticino und Graubünden sind ebenfalls Gebiete, die besonders gefährdet sind. Denti della Vecchia, das einen Blick auf Capriasca bietet, registrierte kürzlich eine erhebliche Erschütterung, während die Kantonsstraße in Valcolla obere wegen des Risikos von Erdrutschen gesperrt wurde. Der Lokalraum von Locarno, insbesondere Val Bavona und Vallemaggia, wird ständig überwacht, nachdem es im vergangenen Sommer zu Schäden gekommen war.

In Graubünden ist der Fall von Brienz emblematisch: Der ganze Ort wurde wegen des Risikos eines Felssturzes evakuiert und der Berg darüber ist heute einer der am meisten überwachten in Europa, wie die Gemeinde Albula/Alvra bestätigt. Die Bregaglia-Tal bleibt ebenfalls unter Beobachtung, nachdem der Erdrutsch im Jahr 2017 in Bondo acht Menschen das Leben kostete, als etwa drei Millionen Kubikmeter Fels vom Nordhang seines Tales abbrachen. Im Vergleich dazu waren es in Blatten 3,5 Millionen Kubikmeter. Andere Risikogebiete umfassen Mesolcina, Suchis, Splügen, Pontresina und Poschiavo.

Ein Risiko, das sich ausbreitet und entwickelt

Laut einer Analyse der kantonalen Karten der Zürcher Kantonalbank lebt etwa ein Sechstel der Schweizer Bevölkerung in Gebieten, die an Naturgefahren ausgesetzt sind, mit Überschwemmungen als größtem Risiko. Die Quote der gefährdeten Gebäude ist besonders hoch in den Kantonen Glarus, Wallis, Graubünden und Ticino.

Der Klimawandel verschlechtert die Situation. Die Schmelze des Permafrosts, die seit den 2000er Jahren mit zunehmender Häufigkeit beobachtet wird, macht die Berge unsicherer. “Wasser dringt in Spalten in Fels, bildet Druck und kann Erdrutsche auslösen”, erklärt Keusen. Doch der Experte warnt davor, das zu allgemein zu machen: Es ist nicht die ständige Eiche, die die Berge zusammenhält, sondern die Struktur des Felsens.

Paradiesvogel, aber nicht unerschwinglich

Trotz allem gilt die Schweiz als Vorbild im Management von Naturgefahren. “Heute registrieren wir sehr wenige Todesfälle in Bezug auf diese Ereignisse”, betont Keusen. Doch der Erdrutsch in Blatten zeigt, dass auch ein fortschrittliches System keine absolute Sicherheit garantieren kann.

Daher ist es nicht mehr nur eine Frage der Vorhersage: Heute müssen wir auch wissen, wie wir uns anpassen können. Der Klimawandel erfordert neue Strategien, da Ereignisse wie das in Blatten und Brienz nicht mehr Ausnahmen sind.

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