In der Schweiz leben etwa 200.000 Menschen mit kosovarischer Herkunft, die als Migranten nach der Schweiz gekommen sind. Heute sind sie weitgehend in der Gesellschaft vertreten. Doch in den 1990er und 2000er Jahren dominierte der Bild der kosovarischen Diaspora von rassistischen Stereotypen.
Qëndresa Sadriu, eine Politikerin der Sozialdemokratischen Partei (SP), ist seit sechs Jahren Mitglied des Kantonsrats von Zürich. Ihre Eltern stammen aus Kosovo und sie selbst ist in der Schweiz geboren, wie die SRF berichtet.
Ihre Schulzeit war geprägt von stereotypischen Anschuldigungen und Rassismus: “Es gab viele Kommentare, dass wir nur Probleme schaffen, dass unsere Väter gewalttätige Mörder und Schläger seien”, erzählt Qëndresa Sadriu.
In den 1990er und 2000er Jahren waren die Kosovaren eines der stigmatisiertesten Gruppen in der deutschsprachigen Schweiz, sagt Janine Dahinden, eine Migrationsforscherin an der Universität Neuenburg. Rassistische Plakate wie das der Schweizer Volkspartei (SVP) mit dem Slogan “Kosovaren schlagen Schweizer” fachten die Diskussion an.
Qëndresa Sadriu fühlte sich lange Zeit gezwungen, sich anzupassen und zu erklären, warum sie so war, wie sie war. Ein wichtiger Moment in ihrem Leben war der Antrag auf eine Praktikumsstelle: Trotz guter Noten musste sie 287 Bewerbungen einreichen. In diesem Moment entschied sie sich, sich politisch zu engagieren, um anderen Menschen die gleichen Schwierigkeiten zu ersparen.
Eine völlig andere Schweiz
Hamit Zeqiri erzählt auch von den Schwierigkeiten, die er in seiner frühen Zeit in der Schweiz hatte. Der Lucerner Bürger kam 1994 in die Schweiz, weil er politisch verfolgt wurde. “Ich habe immer die Schweiz als eine sehr differenzierte Gesellschaft gesehen, eine Gesellschaft, die nicht braucht, dass man sagt, dass es keine solchen wie die Kosovaren gibt”, sagt er.
Zunächst fand er viele Ablehnungen. Doch mit der Zeit änderte sich dies. Für Hamit Zeqiri ist dies Ausdruck eines gegenseitigen Prozesses: “Mit der Verbesserung des Bildes von uns Kosovaren wurde auch der Integrationsprozess beschleunigt.”
Wir haben uns für unseren Platz in der Gesellschaft eingesetzt
Auch Qëndresa Sadriu ist überzeugt, dass das Bild der kosovarischen Gemeinschaft sich geändert hat. “Wir sind sicherer in uns selbst, wir suchen unseren Platz und wir sind aktive Teil der Gesellschaft.”
Menschen mit kosovarischer Herkunft sind auch immer mehr in der Politik vertreten: Im Jahr 2023 wurde Ylfete Fanaj in die Regierung von Luzern gewählt und im selben Jahr wurde Islam Alijaj als Kantonaler Rat in den Kantonrat gewählt, wie albinfo.ch berichtet.
Doch die Diskussionen, die nach der Weltmeisterschaft 2018 folgten, als Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka die Schweizer Flagge in die Luft streckten, zeigten, dass die alten Geschichten noch nicht vollständig überwunden waren. Plötzlich wurde ihre “Schweizerität” wieder in Frage gestellt und sie wurden zum Unterscheid zwischen “wahren” Schweizern und anderen. “Wir sind gut, solange wir ruhig und anpassungsfähig sind”, sagt Qëndresa Sadriu.