Ein gutes Zeichen für Migranten: Wer in einem anderen Land eine Berufsausbildung absolviert hat, hat in Deutschland eine bessere Chance, dass seine Diplomurkunde anerkannt wird.
In Deutschland werden immer mehr qualifizierte Fachkräfte gesucht, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu decken. Doch für Migranten waren bislang bürokratische Hürden ein großes Hindernis, um ihre Karriere in Deutschland fortzusetzen. Ein positives Signal in diesem Zusammenhang kommt von der Bundesagentur für Statistik in Wiesbaden. In Deutschland werden immer mehr Diplome von Fachkräften aus anderen Ländern anerkannt.
Die Anzahl der anerkannten Diplome stieg im vergangenen Jahr deutlich. Im Jahr 2024 wurden etwa 79.100 Anträge positiv bewertet – ein Anstieg von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie Statistiker in Wiesbaden betonen: “Seit Beginn der gemeinsamen Registrierung auf Landes- und Bundesebene im Jahr 2016 ist die Zahl ständig und um das Dreifache gestiegen.”
Qualifizierte Fachkräfte werden dringend benötigt
Für die Wirtschaft und den Sozialstaat ist dies ein positives Signal. Denn nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten benötigt Deutschland ausländische Fachkräfte, da in den nächsten 15 Jahren etwa ein Drittel der Beschäftigten in den Ruhestand treten wird. “Der Anteil der Beschäftigten aus der jüngeren Generation reicht nicht aus, um den Mangel zu decken, der durch die Pensionierung der Geburtsjahrgänge der 1960er Jahre entsteht”, betonen die Statistiker.
“Das wirft in der langfristigen Perspektive Druck auf die Sozialsysteme, da viele Menschen von einem kleineren Personenkreis beschäftigter Menschen bezahlt werden müssen, die Beiträge und Steuern zahlen”, sagte Reuters-Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. “Das verschärft die Konflikte um die Verteilung.”
Ohne grundlegende Reformen werden die Beitragszahlen für die Sozialversicherung steigen, was Deutschland als Standort für Investitionen und qualifizierte Fachkräfte unattraktiv macht.
Turkei führt die Liste an
Die Türkei führt mit 9.200 anerkannten Diplomen die Liste an, gefolgt von der Ukraine mit 6.400, die sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat. Auch Diplome von Fachkräften aus Tunesien, Indien und Syrien wurden anerkannt, mit etwa 4.000 bis 5.000 Diplomen. Positiv bewertet wurden auch Diplome von Fachkräften aus Bosnien-Herzegowina und den Philippinen.
Die am meisten gefragten Berufe sind Pflegekräfte im Gesundheitswesen und Krankenpfleger. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 19 Prozent mehr Diplome anerkannt.
In zweiter Linie folgen Diplome von Ärzten mit 11.000 anerkannten Diplomen, gefolgt von Ingenieuren mit 4.400 positiv bewerteten Diplomen. Danach folgen Lehrer, Physiotherapeuten und Erzieher.