Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leiden an psychischen Erkrankungen, wie ein aktueller Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt. Dies entspricht etwa 14 Prozent der Weltbevölkerung und macht psychische Erkrankungen zum größten globalen Gesundheitsproblem. Die Betroffenen können jeder Altersgruppe, Herkunft und Einkommensstufe angehören.
Die persönlichen und sozialen Auswirkungen sind dramatisch. In den meisten Fällen erhalten die Betroffenen jedoch nicht die notwendige Hilfe. Die WHO weist darauf hin, dass die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen leben. Nur ein kleiner Prozentsatz von ihnen erhält angemessene Behandlung.
Angst und Depression sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie betreffen etwa zwei Drittel aller Fälle. Weltweit leben etwa 332 Millionen Menschen mit Depressionen und 359 Millionen Menschen mit Angststörungen.
Frauen sind häufiger von Depressionen und Angststörungen betroffen. Männer hingegen leiden oft an Hyperaktivitätsstörungen, ADHS, Autismus und intellektuellen Entwicklungsrückständen. Frauen über 20 Jahre sind doppelt so häufig von solchen Problemen betroffen wie Männer.
Skizofrenie und bipolare Störungen sind zwar weniger verbreitet, aber besonders bedenklich. Rund 23 Millionen Menschen weltweit leiden an Skizofrenie. Diese Erkrankung ist mit schweren Folgen verbunden und gilt als der schwerste Gesundheitszustand. Menschen mit psychischen Erkrankungen sterben im Durchschnitt 9 Jahre früher als andere.
Bipolare Störungen betreffen etwa 37 Millionen Menschen weltweit, etwa 1 auf 150 Erwachsene. Die Sterblichkeitsrate bei dieser Gruppe ist höher als bei Skizophrenie, sie leben im Durchschnitt 13 Jahre weniger.
Psychische Erkrankungen treten oft früh auf. Rund 14 Prozent der Jugendlichen zwischen 19 und 20 Jahren leiden an einer psychischen Erkrankung. In der Kindheit zwischen 5 und 9 Jahren sind etwa 70 Prozent der Kinder betroffen. Die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen sind junge Menschen.
In den Jahren 2011 bis 2021 ist die Zahl der psychisch Kranken weltweit stark gestiegen, insbesondere bei Menschen zwischen 15 und 29 Jahren.
Ein weiteres alarmierendes Problem ist die hohe Selbstmordrate. Weltweit sterben mehr als 1 auf 100 Menschen durch Selbstmord, bei Jugendlichen ist dies eine der häufigsten Todesursachen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Konflikte, Kriege, Familienmüll, Mobbing, Ungleichheit, Armut – und noch immer die Folgen der Corona-Pandemie. Der Einsatz von sozialen Medien beeinflusst auch immer mehr die mentale Gesundheit.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen psychischer Erkrankungen sind außergewöhnlich. Nur durch Depressionen und Angststörungen werden jährlich über 1 Milliarde Dollar Produktivität verloren.
In Deutschland betragen die jährlichen Kosten für psychische Erkrankungen etwa 147 Milliarden Euro, etwa 13 Prozent der Gesamtausgaben.
Die Mängel in der Behandlung sind außergewöhnlich. Trotz der Notwendigkeit und Verbreitung sind die Gesundheitssysteme weltweit nicht ausreichend auf die Behandlung psychischer Erkrankungen vorbereitet. Im Durchschnitt werden nur 2 Prozent des Gesundheitsbudgets für psychische Gesundheit verwendet.
Die meisten Menschen mit psychischen Erkrankungen erhalten keine angemessene Behandlung durch spezialisierte Ärzte. Weltweit erhalten nur 9 Prozent der Menschen mit Depressionen eine angemessene Behandlung. Der WHO-Bericht betont, dass die Gesundheitssysteme weltweit nicht nur große Mängel bei der Deckung dieser Erkrankungen haben, sondern auch die Qualität der Behandlung fehlt.
Die WHO ruft zu einer entscheidenden politischen Wende auf: Psychische Gesundheit muss als Menschenrecht behandelt werden und alle Länder müssen es als oberstes Ziel priorisieren.
Die WHO fordert auch, dass mehr in psychische Gesundheit investiert wird. Jede Regierung und Politiker wird aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen, damit psychische Gesundheit ein Top-Thema der Politik ist und die Betroffenen angemessene Hilfe erhalten.