Zum 9. Jahrestag der Heiligsprechung von Mutter Teresa präsentiert Albinfo.ch die Geschichte des bekannten albanischen Künstlers und Pädagogen Miftar Mehmeti, Autor monumentaler Werke, die der großen albanischen Humanistin gewidmet sind. Herr Mehmeti ist bekannt als ehemaliger Dekan der Fakultät für Kunst an der Universität Tetovo, Künstler, Musiker und Bergsteiger.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Professor Mehmeti, wie kam die Idee, Mutter Teresa in eure Kunst zu integrieren?
Miftar Mehmeti: Der Anfang war einfach. Während ich eine Jugendzeitschrift illustrierte, wurden einige kleine Arbeiten zu vollständigen Bildern. Da entstand der Vergleich zwischen Mutter Teresa und unseren Müttern. Ich beschloss, ihre Figur in meinem Garten zu platzieren, mit den Kleidern meiner Mutter. Diese Arbeit wurde zu einer meiner geliebtesten und umstrittensten Werke, da sie zeigt, dass Mutter Teresa Teil jeder albanischen Familie ist.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Was bedeutet der berühmte Porträt mit 100 Gesichtern, die sich zu einem einzigen Porträt zusammenschließen?
Miftar Mehmeti: Dieser Projekt wurde für das 100. Jubiläum der Geburt von Mutter Teresa erstellt. 100 Porträts ihrer Figur wurden zu einem einzigen zusammengefügt. Frau Liri Berisha nannte es “eine kluge Entdeckung”. Die Arbeit wurde in Tirana, Skopje, Tetovo, Pristina und Brüssel ausgestellt. Der Porträt-Weg zeigte, dass ihre Figur mit gleicher Kraft in jedem Stadtteil spricht, über Religionen und Grenzen hinweg.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Ein besonderer Moment war auch die Ausstellung in Rom. Wie erlebten Sie das?
Miftar Mehmeti: In einer barocken Kirche in Rom, während einer Konferenz für heilige Frauen, wurde das Porträt von Mutter Teresa vor einer Zuhörerschaft aus Kardinälen, Botschaftern und internationalen Persönlichkeiten platziert. Ich wurde zum Sprecher und begrüßte sie auf Albanisch, der Sprache von Mutter Teresa. Es war ein außergewöhnliches Gefühl, ihr Stimme wieder in der Muttersprache zu hören.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Anlässlich der Heiligsprechung haben Sie einen zweiten Projekt realisiert, diesmal mit 87 Bildern. Wie unterscheidet sich das von dem ersten?
Miftar Mehmeti: Für die Heiligsprechung wollte ich nicht die erste Form wiederholen. Ich bat Kollegen und ehemalige Studenten um Hilfe. 87 Bilder, jeder, der ein Element ihrer Figur darstellt, wurden zu einem einzigen Porträt zusammengefügt. Es war wie eine visuelle Symphonie, in der jeder mit seiner Note beitrug. Die Ausstellung im Rektorat wurde von einer besonderen Zeremonie begleitet, mit Don Lush Gjergji und Vertretern der Kirche aus Skopje und Pristina.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Was bedeutet Mutter Teresa für Sie heute, im 9. Jahr nach ihrer Heiligsprechung?
Miftar Mehmeti: Sie erinnert uns ständig an unsere Pflicht gegenüber den Armen und Verlassenen. Künstlerisch ist sie eine Figur, die ständig wiederbelebt werden muss. Moralisch ist sie ein Ruf, der uns zum Menschen zurückruft. Für mich ist sie die Spiegelung, in der wir unsere Mütter, unsere Familien und den Menschen in Not sehen.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Neben Mutter Teresa haben Sie auch andere monumentale Projekte realisiert, wie das von der Unabhängigkeit und Skanderbeg. Wie sind diese mit der Arbeit für den albanischen Humanisten verbunden?
Miftar Mehmeti: Alle diese Projekte sind Teil einer einzigen Bemühung: die Geschichte und die nationalen Figuren in der Sprache der Kunst zu übersetzen. Wie Skanderbeg die Freiheit und die Unabhängigkeit repräsentiert, so repräsentiert Mutter Teresa die Liebe und die Sorge.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Was möchten Sie den jungen Künstlern heute sagen?
Miftar Mehmeti: Sehen Sie den Kunst nicht als Rennwettbewerb. Talent wird durch tägliche Arbeit und Hingabe geschützt. Wenn Sie wirklich Kunst lieben, werden Sie auch den Menschen lieben. Denn Kunst ist ein Weg, nicht ein Ziel.
[Ein Bild von Miftar Mehmeti]
Albinfo.ch: Danke, Professor!
Miftar Mehmeti: Danke Ihnen. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und eine ehrliche Arbeit für alle, die Kunst lieben. Treffen Sie sich mit dem Licht, im Berg und vor einem neuen Porträt von Mutter Teresa.
Mini-Biografie
Miftar Mehmeti ist in Rakovec geboren. Er ist ein bekannter albanischer Künstler, Musiker, Bergsteiger und Pädagoge. Als Professor und ehemaliger Dekan der Fakultät für Kunst an der Universität Tetovo hat er ganze Generationen von Studenten beeinflusst. Seine Arbeit ist eng mit der Figur von Mutter Teresa verbunden, der er monumentale Projekte gewidmet hat, die in Albanien, Nordmazedonien, Kosovo, Brüssel und Rom ausgestellt wurden. Neben der Kunst ist Mehmeti ein Buchsammler, ein Musikliebhaber und ein Bergsteiger, und bleibt eine wichtige Figur der zeitgenössischen albanischen Kultur.
Die Interviewerin für Albinfo.ch war Luljeta Ademi.