In der Schweizer Stadt Brugg im Kanton Aargau ist Vorsicht geboten, wenn man in der Öffentlichkeit ein Bier trinken möchte. Die Stadtregierung hat vor einer Woche den Alkoholkonsum im Neumarkt-Platz verboten.
Der Begriff “Brugglyn” machte in Aargau Schlagzeilen dieses Jahr. Er bezieht sich auf die Brooklyn-Gegend in New York, die einst für ihre hohe Kriminalitätsrate bekannt war. Einige Menschen nannten den kleinen Ort Brugg im Aargau “Brugglyn”.
Terror in der Stadtmitte
Tatsächlich gibt es in Brugg einige Probleme, die die Einwohner beschäftigen. Im Frühjahr kam es zu einer Familienfehde, die am Sonntag nachmittag zu einem Schusswechsel in der Stadt führte. Ein Drogenhandel in der Stadtmitte sorgt seit Jahren für Unruhe.
Darüber hinaus trinken Gruppen in der Tageszeit Alkohol im Neumarkt-Platz. Diese Gruppen mischen sich oft, was zu lautstarken oder gar gewalttätigen Auseinandersetzungen führt.
Die Stadtbehörden sagen, dass die Sicherheitsstimmung der Einwohner durch diese Vorfälle beeinträchtigt wurde. Um dies zu verbessern, hat Brugg nun ein Alkoholverbot im Neumarkt-Platz eingeführt. Andreas Lüscher, Polizeisprecher, erklärt: “Von unserer Sicht aus war Alkohol wie Sauerstoff für die Auseinandersetzungen.”
Der Alkoholverbot zeigt bereits Wirkung
Es geht nicht darum, den Alkoholkonsum selbst zu verbieten, sagt die Bürgermeisterin von Brugg, Barbara Horlacher. “Unser Ziel ist es, den Aggressionen, die wir in den letzten Wochen und Monaten beobachtet haben, entgegenzuwirken.”
Der Alkoholverbot ist befristet und bleibt bis Ende Oktober in Kraft. Ein Parfümverkäuferin im Neumarkt-Platz sagt: “Die Menschen gehen wieder ohne Angst; sie fühlen sich wieder sicher hier.” Dies wurde auch von der Polizei bestätigt.
Die Bürgermeisterin von Brugg will weiter gehen
Es gibt jedoch auch Kritik – der Repressionszustand löst die Probleme der Drogen- und Alkoholabhängigkeit nicht, sondern verlagert sie nur, berichtet SRF. Die Bürgermeisterin von Brugg, Barbara Horlacher, stimmt zu. Sie will einen Schritt weiter gehen und plant eine Tagesstätte für Suchtkranke mit einem Konsumraum. “Die Menschen sollten die Möglichkeit haben, dort zu konsumieren.” Sie werden auch Nahrung, Beratung und medizinische Betreuung in der Tagesstätte erhalten.
Tagesstätten und Konsumräume gibt es jedoch noch nicht in Aargau. Die Kantonspolitiker wollen nun die Grundlagen für diese Einrichtungen legen und die Probleme der Menschen, die unter Drogen- und Alkoholabhängigkeit leiden, angehen. Es könnte jedoch zwei Jahre dauern, bis ein entsprechender Gesetzestext in Kraft treten kann.
Gesucht wird: Platz für eine Tagesstätte
Brugg will nicht warten. Der Stadtplan ist, eine Tagesstätte für Suchtkranke vorzubereiten – sie sagt, dass dies rechtlich möglich ist als ein Pilotprojekt. Wo diese Tagesstätte eingerichtet werden soll, ist noch unklar. Ein geschützter Platz, vielleicht sogar ein einfacher Garagenplatz, würde ausreichen, sagt Brugg.