Die Schweizer Armee steht vor einer tiefen Krise. Mangel an Personal, veraltete Ausrüstung und finanzielle Skandale haben die Vertrauenswürdigkeit der Armee erheblich geschwächt. Während die Sicherheitsbedrohungen in Europa sich nach dem Krieg in der Ukraine intensivieren, stellt sich die Frage, ob die Schweiz bereit ist, sich selbst zu verteidigen. Die Experten sind einstimmig: Nein, wie RTS und albinfo.ch berichten.
“Wir sind nicht bereit für einen modernen Krieg. Die Soldaten benötigen moderne Ausrüstung, die ihnen einen realistischen Chancen gibt, sich einem Gegner zu stellen”, sagte Major Raynald Droz. Die Schweizer Armee verfügt derzeit über etwa 120.000 Soldaten, eine Zahl, die als unzureichend für die Verteidigung des Landes angesehen wird.
Der Mangel an Personal wird auch durch die Zustand der militärischen Ausrüstung begleitet. Viele der Fahrzeuge und Artillerie-Systeme sind über 50 Jahre alt. “Mit dieser Art von Ausrüstung ist immer etwas, das kaputt geht”, betonte Generalmajor Rolf Siegenthaler, der die mangelnde politische Willigkeit zur Modernisierung der Ausrüstung in den letzten drei Dekaden verantwortlich macht.
Die Krise ist auch durch den problematischen Management in der Abteilung für Verteidigung (DDPS) verschärft. Die wiederholten Rücktritte, die umstrittene Kauf von 36 F-35-Jagdflugzeugen für über 6 Milliarden Franken und die Probleme bei 20 großen Projekten im Wert von 19 Milliarden Franken haben das Institut erschüttert. Die Skandale in der staatlichen Waffenfirma RUAG, bei denen Verdachtsmomente von Betrug und Korruption aufgetaucht sind, haben den Ruf der Schweizer Verteidigung weiter geschädigt.
Der neue Verteidigungsminister, Martin Pfister, hat die kritische Situation anerkannt und versprochen, dass es bald zu einer schnellen Kulturwende in RUAG und einer neuen Sicherheitsstrategie bis Ende des Jahres kommen wird. “Wir brauchen Transparenz und Integrität, das ist unsere Hauptaufgabe”, sagte er.
Inzwischen hat der Parlament die Erhöhung des Verteidigungshaushalts um 4 Milliarden Franken bis 2028 genehmigt. “Die Sicherheit ist jetzt die Priorität”, betonte die nationale Beraterin Isabelle Chappuis.
Laut dem Militäranalysten Georg Häsler befindet sich die Schweiz an einem historischen Scheideweg: “Der Gesetz der Stärksten ist zurückgekehrt. Wir müssen uns auf diese Situation vorbereiten”, berichtet albinfo.ch.