Ein Sechstel der Bevölkerung in Europa leidet an einer psychischen Gesundheitsstörung, wobei ein Drittel der Betroffenen keinen Zugang zu notwendiger Behandlung hat, wie Wissenschaftler auf einer Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) berichteten.
Die Daten zur Psychosen sind noch dramatischer: Vier von fünf Betroffenen haben keinen Zugang zu Behandlung oder Unterstützung. Auf einer Konferenz, an der Vertreter von 31 Ländern teilnahmen, wurde ein gemeinsamer Einsatz gefordert: Die psychische Gesundheit sollte ein strukturierender Bestandteil aller öffentlichen Politiken werden.
Während der COVID-19-Pandemie stiegen die Fälle von Angst und Depression um 25 Prozent, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte. In der OSZE-Region sind die Auswirkungen besonders bei den am stärksten gefährdeten Gruppen zu sehen: 11 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 29 Jahren zeigen problematische Verhaltensweisen im Zusammenhang mit sozialen Medien, ein Viertel der 15-jährigen Mädchen berichtet, sich fast immer allein zu fühlen, und das gleiche gilt für ein Viertel der 60-jährigen.
Bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ist Selbstmord der Hauptgrund für den Tod. Gegenüber diesen Herausforderungen fehlt es jedoch an Fachleuten für psychische Gesundheit. Während der Konferenz in Paris wurden die “Pariser Erklärung” und “Deklaration” angenommen, ein Dokument, das gemeinsame Richtlinien für die psychische Gesundheit enthält.
Die psychische Gesundheit wird als kollektive Verantwortung betrachtet, die einen koordinierten Handlungsrahmen in den Bereichen Bildung, Arbeit, Stadtplanung, Medien, Recht und Kultur erfordert. Die Prioritäten liegen bei der Einbeziehung von Patienten in Entscheidungsprozesse, der Förderung öffentlicher Räume, die die Teilhabe und psychische Gesundheit fördern, und der Gewährleistung digitaler Schreib- und Lesefähigkeiten für sicheren Umgang mit Internet und sozialen Medien.
“Wir machen viel mehr, wenn wir die psychische Gesundheit in jeden Entscheidungsprozess einbeziehen: Wir fördern Würde, Hoffnung und Möglichkeiten für alle”, betont Hans Kluge, Regionaldirektor der OSZE.